Werkausgabe Richard Steinpach – Sieh: Die Wahrheit liegt so nahe
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WOZU LEBEN WIR AUF ERDEN?
Seit vielen Tausenden von Jahren lebt das Menschengeschlecht auf Erden – doch es weiß nicht wozu. Stumpfsinnig trotten die meisten dahin, nur kleinste Erdenziele vor Augen. Die wichtigste aller Fragen, jene nach dem Sinn ihres Daseins, berührt sie kaum. Wenn doch, so meinen sie, daß es darauf keine Antwort gibt. Damit weicht der Mensch seiner vordringlichsten Aufgabe aus, denn:
»Heilige Pflicht des Menschengeistes ist es, zu erforschen, wozu er auf der Erde oder überhaupt in dieser Schöpfung lebt, in der er wie an tausend Fäden hängt.« (GB »Die Sprache des Herrn«)
Solange der Mensch vermeint, er stünde außerhalb der Schöpfung, muß ihm sein Daseinszweck verschlossen bleiben. Wird ihm aber klar, daß auch er eingeflochten ist in ein Netzwerk stets lebendiger Wechselwirkung, so muß er auch in seinem Hiersein die allem Bestehenden zukommendezweifache Aufgabe von Empfangen und Geben zu erkennen imstande sein.
Im Laufe eines Erdenlebens macht der Mensch eine Entwicklung durch. Mit dem Heranreifen des Körpers, seiner Inbesitznahme durch den Geist, erweitert sich immer mehr der Kreis seiner irdischen Möglichkeiten. Doch während sich im Laufe dieses Wirkens die stoffliche Substanz verbraucht, wächst ihm immer mehr an Erfahrung zu. Es vollzieht sich eine Umschichtung; Erleben wird in geistige Werte umgesetzt. Der Erdenkörper ist dabei nur Mittel zum Zweck. Nicht ihm soll das irdische Dasein dienen, sondern dem Geist. Von dessen Notwendigkeiten her muß es betrachtet werden.
»Ihr müßt den Blick über die Erde weit hinaus erheben und erkennen, wohin Euch der Weg führt nach diesem Erdensein, damit Euch darin gleichzeitig auch das Bewußtsein dafür wird, warum und auch zu welchem Zwecke Ihr auf dieser Erde seid.« (GB »Gottanbetung«)
Die jüngste Technik kennt einen Vorgang, der – freilich im Äußerlichen bleibend – Aufgabe und Beziehung von Körper und Geist gleichnishaft anschaulich machen kann: Die Trägerrakete eines Raumschiffes wird (wie der Erdenkörper) nach bestimmter Brenndauer abgeworfen. Sie diente nur dazu, der Kommandokapsel (Geist) jene Beschleunigung zu vermitteln, damit sie sich von der Erdenschwere lösen und ihren Flug zu fernen Zielen fortsetzen kann.
Zu diesem Emporsteigen in lichtere Höhen ist der Menschengeist aus sich allein noch nicht befähigt. Daß er im Laufe des Erdenlebens eine Entwicklung erlebt und zu reifen vermag, zeigt, daß er noch nicht an seiner höchsten Stufe angelangt ist. Er ist im Gegenteil noch sehr weit davon entfernt. Denn der menschliche Geist ist ursprünglich nur ein Geistkeim, der zwar alle Anlagen und Möglichkeiten eines voll-reifen Geistes in sich trägt, aber:
»[…] der nicht die Kraft besitzt, ohne äußere Anstöße sich selbst zu entwickeln.« (GB »Geistkeime«)
Gäbe es nicht die stoffliche Reibung, so könnten wir nicht einen Schritt vor den anderen setzen. Ist sie auch nur vermindert (Glatteis!), so kommen wir kaum voran. Da die Naturgesetze einheitlich, wenn auch abgewandelt, für alles in der Schöpfung Geltung haben, bedarf auch der im Stoffe inkarnierte Geist der Reibung zu seinem Fortschritt. Im Erleben muß er sich an seiner irdischen Umwelt beständig »reiben«. Diese Herausforderung zwingt ihn dazu, wachsam zu sein, sich zu behaupten und zu entscheiden. Alles, was dem Menschen auf Erden widerfährt, trägt so den Anstoß zu geistiger Regsamkeit in sich. Es ist Hilfe zu seiner Entwicklung, denn daraus wird ihm – um bei dem Beispiel des Raumschiffes zu bleiben – die »Schubkraft« zu seinem Höhenflug. Deshalb heißt es in der Gralsbotschaft:
»Das Erdenleben soll wirklich erlebt werden, wenn es Zweck haben soll. Nur was innerlich mit allen Höhen und Tiefen durchgelebt, also durchempfunden wird, hat man sich zu eigen gemacht. Wenn ein Mensch von vornherein die genaue Richtung stets klar wüßte, die ihm nützlich ist, so gäbe es für ihn kein Erwägen, kein Entscheiden. Dadurch könnte er wiederum keine Kraft und keine Selbständigkeit gewinnen, die er unbedingt notwendig hat.« (GB »Das Geheimnis der Geburt«)
Nicht Weltflucht, nicht Entsagung bringen uns weiter, sondern nur bewußtes Erleben des irdischen Daseins. Wir sollen uns andererseits aber nicht daran klammern, weil es nur eine Stufe ist auf dem geistigen Wege. Denn auf seiner Schöpfungswanderung ist es dem Menschengeiste bestimmt, nach und nach die vielfältigen Welten der groben wie der feinen Stofflichkeit erlebend kennenzulernen. Nur dann kann er als zum vollen Bewußtsein seiner Fähigkeiten herangereifter Geist zurückkehren in seine Geistheimat, um mitzuwirken an der Betreuung dieses Schöpfungsteiles.
»Bewußtwerden aber kann aus dem Unbewußtsein nur durch Erfahrungen hervorgehen.« (GB »Schöpfungsentwicklung«)
Gerade dem Erdenleben kommt dabei besondere Bedeutung zu. Die Dichte und Schwere des irdischen Körpers ermöglicht es nämlich Geisternverschiedenster Reife, hier neben- und miteinander zu leben. Dies ist sonst nirgendwo der Fall, da ohne die grobstoffliche Hülle stets die geistigeSchwere den Aufenthaltsort eines Geistes bestimmt. Die Spannweite der Erlebens- und Erfahrungsmöglichkeit ist daher hier, wo Gutes neben Bösem sich aufhalten kann, besonders groß.
»Der Mensch sollte die Zeit und die Gnade voll ausnützen, die ihm durch jedes Erdenleben geschenkt wird.« (GB »Der Mensch und sein freier Wille«)
Wir leben also, um zu erleben. Durch das Erleben aber lernen wir die in allem wirkenden Gesetze der Schöpfung, die den Willen Gottes tragen, kennen. Sie lehren uns, wie wir die in uns der Entwicklung harrenden Fähigkeiten bewußt verwenden sollen, um Förderung zu bieten und zu erfahren.
»Sagt nicht, daß Ihr als Menschengeister die Gesetze in der Schöpfung nicht so leicht erkennen könnt, daß sich die Wahrheit von den Trugschlüssen schwer unterscheiden läßt. Das ist nicht wahr! Wer solche Reden führt, will damit nur die Trägheit wieder zu bemänteln suchen, die er in sich birgt, will nur die Gleichgiltigkeit seiner Seele nicht erkennbar werden lassen, oder sich vor sich selbst zur eigenen Beruhigung entschuldigen.« (GB »Gottanbetung«)
»Blickt um Euch, Menschen, und Ihr werdet sehen, wie Ihr hier auf Erden leben sollt! Es ist nicht schwer, die Urgesetze in der Schöpfung zu erkennen, wenn Ihr Euch nur bemüht, in rechter Weise alles um Euch zu beachten.« (GB »Schöpfungsgesetz Bewegung«)
Alle Entdeckungen und Erfindungen bestätigen dies: Sie waren nur möglich durch Beachtung der Naturgesetze. Der Mensch hat sich dabei diesen Gesetzen unterworfen, nur dadurch konnten sie ihm dienstbar und nutzbar werden.
Ist der Mensch dabei auch stets der Empfangende, so gibt er doch, ob er will oder nicht, zugleich beständig Eigenes an die Schöpfung zurück: Durch sein Handeln wirkt er sichtbar in die Stofflichkeit dieser Erde, durch seine Worte, seine Gedanken und erst recht durch sein Empfinden, aber in immer zartere Bereiche der Schöpfung, überall Kräfte bewegend, Formen schaffend, Gutes oder Böses als Rückwirkung auslösend. Welch ein weites Feld der Betätigung! Voll von Aufgaben und Verantwortung ist dieses Sein! Es verlangt uns ganz, denn:
»Allein ein Menschengeist, der hell und wach in dieser Schöpfung steht, bewußt ihrer Gesetze, sich diesen einfügt in dem Denken und dem Tun, der ist Gott wohlgefällig, weil er dann den Daseinszweck damit erfüllt, den jeder Menschengeist in dieser Schöpfung trägt!« (GB »Trägheit des Geistes«)
Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn unseres Erdenlebens liegt jedem vor Augen, der sehen will. Die Gralsbotschaft hat sie zusammengefaßt in den Worten:
»Ihr gehört zu dieser Schöpfung als ein Stück von ihr, müßt deshalb mit ihr schwingen, in ihr wirken, von ihr lernend reifen und dabei erkennend immer mehr emporsteigen, von einer Stufe zu der anderen, mitziehend in der Ausstrahlung, um zu veredeln alles, was auf Eurem Wege mit Euch in Berührung kommt.« (GB »Die Sprache des Herrn«)
Die Erkenntnis unseres Daseinszweckes aber ist zugleich das Tor zum wahren Glück:
»Lernet in der Schöpfung Euren Weg erkennen, damit wißt Ihr auch den Zweck Eures Seins. Dankender Jubel wird Euch dann erfüllen und das höchste Glück, das ein Menschengeist zu tragen fähig ist, welches allein im Gotterkennen liegt!« (GB »Die Sprache des Herrn«)
DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK
»Viel Glück im Neuen Jahr!« Unzählige Male werden in den Tagen des Jahreswechsels diese Worte gesagt und geschrieben. Was denkt man sich eigentlich dabei? Müßte nicht jeder, der solches wünscht, selbst vorerst wissen, worin das Glück liegt, wenn seine Worte Sinn haben sollen? Doch fragt man jemanden nach dem Wesen des Glückes, so wird man zunächst betroffenem Schweigen begegnen. Meist wird die Antwort dann materiellen Dingen gelten. Wer Gesundheit meint, dünkt sich schon bescheiden, und den Stein der Weisen meint gefunden zu haben, wer das Glück in der Zufriedenheit sieht, nicht erkennend, daß gerade sie das lockend-tödliche Gift der Trägheit bereithält.
Glück …? Ein Wort also ohne faßbaren Sinn, ein nebelhafter, zerflatternder Begriff. Die meisten Menschen kümmert dies nicht. Ausgelassen feiern sie die Silvesternacht. Gibt das Heraufdämmern eines neuen Jahres, das Springen einer Ziffer am Zählwerk dessen, was wir als Zeit ansehen, wirklich einen Anlaß dazu?
Macht die uneingestandene Angst vor der Ungewißheit des Morgen sich nicht in diesen Stunden besonders bemerkbar? Steckt hinter dem allgemeinen Drang nach Geselligkeit nicht noch das uralte Herdenverlangen, das den Schutz in der Anlehnung sucht? Sind das Gegröle zur Mitternachtsstunde, das Knallen und Knattern der Feuerwerkskörper wirklich ein Ausdruck der echten Freude oder – heute wie einst – ein Mittel, Dämonen und böse Geister zu verscheuchen?
Dämonen aber sind von Menschen erzeugte Gebilde, durch die Kraft ihrer Gedanken als deren Ausdruck geformt. Und »böse Geister« sind erdgebundene Seelen, die ihre niederen Lüste durch die Gleichart hier Lebender austoben wollen. So graut den Menschen im Grund vor sich selbst. Und haben sie nicht allen Anlaß dazu?
Der Jahreswechsel ist der gegebene Zeitpunkt, um einen kritischen Rundblick zu machen. Wie hat der Mensch seine Welt gestaltet? In Jahrmillionen herangebildet, um durch den Eintritt des menschlichen Geistes zur höchsten Entwicklungsreife zu kommen, ist – wie an einem schädlichen Virus – die Erde an dem Menschen erkrankt und immer weniger noch in der Lage, ihren Geschöpfen ein gedeihliches Dasein zu bieten. Vergiftet sind der Boden, das Wasser, die Luft. Unentrinnbar speichert der Mensch Schadstoffe in seinem Körper auf, selbst die Muttermilch ist schon, jüngsten Berichten zufolge, verseucht. Auf weitere Einzelheiten einzugehen, ist müßig, sie sind im Laufe nur weniger Jahre erschreckend in unser Bewußtsein gelangt und werden täglich aufs neue bereichert. Dennoch wird überall fortgefahren mit der Zerstörung des natürlichen Gleichgewichtes, werden laufend Kernkraftwerke errichtet, die ungeachtet aller beschwichtigenden Reden unabsehbaren Ausmaßes in sich bergen und dies nicht nur für heute und morgen, sondern über zehntausende Jahre hinweg. Und weshalb das alles? Nur weil der Mensch nicht bereit ist, sich zu bescheiden, ja nicht einmal zu jener Lebensweise zurückzukehren, die noch vor wenigen Jahrzehnten tragbar erschien. Wirtschaftswachstum heißt heute der Moloch, dem bedenkenlos alles geopfert wird. Nie noch hat eine Generation so schamlos wie diese an der Erde gesündigt, an ihren Schätzen Raubbau getrieben und nur zur Stillung ihrer Begierden rücksichtslos die Zukunft der Menschheit verpfändet. Gewiß, die Studie des »Club of Rome«, eben unter dem Titel »Menschheit am Wendepunkt« erschienen, hat dessen ersten Bericht »Grenzen des Wachstums« scheinbar ein wenig abgeschwächt. Aber diese letzte Computerberechnung geht von der Annahme aus, der Mensch würde jeweils steuernd das Richtige tun, um etwaigen Krisen entgegenzuwirken. Genau das aber geschieht ja nirgends. Die kürzlich abgehaltene Weltbevölkerungskonferenz liefert nur ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie jeder es – von der Weltpolitik bis zur Gemeindeverwaltung – nahezu täglich erleben kann. Ungeachtet der sich abzeichnenden Hungerkatastrophe und ihrer mörderischen sozialen Aspekte ist sie ergebnislos geblieben, weil keiner bereit ist, den Anfang zu machen und was heute noch wie ein Opfer erscheint, auf sich zu nehmen, auch wenn es die einzige Rettung wäre. Vor die Wahl gestellt, zugrunde zu gehen oder sich zu bescheiden, gehen jene, die die Verantwortung tragen, bedenkenlos den ersteren Weg.
Sind die – vielfach nutzlosen – Güter wenigstens den Preis, den wir zahlen, wert? Haben sie den Menschen glücklich gemacht und ihm wirklich das Leben erleichtert? Immer mehr vereinsamt er in der Gleichförmigkeit einer kalten, zu Stahl und Beton erstarrten Welt ohne Lieblichkeit, die das Auge erfreuen könnte. Das Spiel der Formen, die Natur und Schönheitssinn hervorgebracht haben, weicht öder, ertötender Gradlinigkeit. In den Städten sind das Toben der Preßluftbohrer, das Kreischen der Baumaschinen, das Dröhnen der Stampfer und das Verkehrsgeschrille unentrinnbar des Menschen Begleiter; eine Meute, die ihn erbarmungslos durch jenen winzigen Lebensraum hetzt, den Autos, Baugruben, Absperrungen, Verbote und Umleitungen ihm noch gelassen haben. Gepeinigt von Streß hat keiner für den anderen mehr Zeit. Der vertraute Kaufmann ist dem Supermarkt gewichen, der Hausarzt dem seelenlosen Ambulatorium. Der Mensch, zur Nummer entwürdigt, in Teilbedürfnisse und Teilfunktionen zerstückt, hat in der Elektronengesellschaft seine Ganzheit, sein geistiges Dasein verloren. Weitergeschoben auf dem Fließband der Automation, die an Stelle menschlicher Begegnung getreten ist, ist er vom gestaltenden Subjekt zum Objekt jener Einrichtungen geworden, die nun gebieterisch verlangen, daß er sich ihnen unterordne, sie bediene und warte, wenn er seinen Lebensbedarf weiterhin noch gestillt haben will.
Auch in die immer lockerere Beziehung von Mensch zu Mensch hat sich das Mißtrauen eingefressen. Das gezielte Spiel mit den letzten Resten von Glaubensbereitschaft, das durch die Werbung betrieben wird, beraubt Information und Beratung des Sinnes einer klärenden Hilfe und verlangt, um nicht laufend übertölpelt zu werden, sich mißtrauisch gegen alles zu sperren. Aber nicht nur der Eigennutz sucht seinen Vorteil zu Lasten der anderen, auch die Gleichgültigkeit der einen, in Erledigung übernommener Pflichten, zwingt die anderen zu steter Kontrolle und Abwehr. Immer geringer wird die Zahl derer, die durch ihr Pflichtgefühl und Verantwortungsbewußtsein das morsche Gefüge der gemeinschaftlichen Ordnung noch vor dem Zusammenbruch bewahren; immer größere Lasten aber werden ihnen aufgebürdet. Denn wo Rechte nicht aus Pflichterfüllung erwachsen, sondern sich, aller Bindungen ledig, gebieterisch zum Selbstzweck erheben, werden Leistung und Verantwortung sinnlos. Damit entfällt auch die Arbeitsfreude. Apathisch versinkt der Mensch dann in Trägheit oder er flüchtet in die Gewalttat, um dort jene Selbstbewährung zu finden, die ihm anderweitig versagt bleibt. So wächst das Verbrechen mit rasender Schnelle, während Sicherheit, Ordnung und Recht zerbröckeln. Sie weichen immer mehr der nackten Gewalt. Kein Tag vergeht ohne Geiselnahme, ohne daß irgendwo in der Welt gänzlich unbeteiligte Menschen von heimtückisch abgelegten Bomben zerrissen werden. In weltweitem Ausmaß ist die Erpressung zum Mittel der Zielerreichung geworden. Und just in der Zeit dieses Ordnungszerfalles ist der Verbrecher, der Psychopath, das verhätschelte Lieblingskind der Gesellschaft, an deren tollkühner Abartigkeit sie sich im Film und Fernsehen berauscht und um deren Wohl und Wehe die Obrigkeit sich wie noch nie zuvor bekümmert.
In dieser waffenstarrenden Welt, in der die Gewalt immer wilder wuchert, wird die Phantasie der Schreckensautoren auch immer leichter zur Wirklichkeit. Atomwissenschaftler haben kürzlich erklärt, es sei auch dem informierten Laien schon möglich, atomare Sprengkörper herzustellen, sofern er an spaltbares Material gelange. Daß dessen Überwachung und Sicherung praktisch aber nicht möglich ist, ließ ein Fernsehbericht erschreckend erkennen. Schon geringe Gewalt genügt, um das Arsenal des Schreckens zu öffnen. Wie lange also kann es noch dauern, bis die zahlreichen Extremisten den Terror ins Ungemessene steigern?
Was also ist dem Menschen geblieben in dieser immer giftiger, immer häßlicher, immer unsicherer werdenden Welt? Das Geld, um dessentwillen er alle Zerstörung und Unbill in Kauf nimmt? Sein Wert hängt von vielen Umständen ab. In dieser Zeit, da die Währungen schwanken, die Banken schließen, die Wirtschaftskrisen sich bereits abzuzeichnen beginnen und unaufhaltsam die weltweite Inflation den Götzen Mammon von innen zernagt, wird seine Brüchigkeit auch schon sichtbar.
Wo also ist das Glück, dem jeder nachjagt? Liegt es in Macht, sozialer Stellung, Ansehen, Ruhm? Muß die Macht nicht täglich zittern um ihren Bestand, sich mit Mißtrauen und mit Gewalt umgeben? Bejubelt die unbeständige Menge nicht heute diesen und morgen den nächsten? Lechzt sie nicht darnach, gerade jenen zu stürzen, den sie eben noch hochgelobt hat?
Verlassen wir den äußeren Lebensbereich, wenden wir uns weiter nach innen. Ist hier vielleicht eher das Glück zu finden? Wo sind sie, die einst »höher« erachteten sittlichen Werte wie Rücksicht oder Selbstlosigkeit, Mut, Treue, Bescheidenheit, Sauberkeit, Demut und Selbstbeherrschung? Werte, an denen gut oder böse, richtig oder falsch gemessen wurden. Durch die Umstülpung des Lebens nach außen auf vordergründige Nützlichkeit und durch Bestreiten des Ungreifbaren sind sie alle in Frage gestellt und als Richtmaß entwertet worden. Der Rückfall ins Primitivverhalten wird heute als Fortschritt angepriesen. Der Wurzelgrund aller Menschheitsentwicklung ist aufgerissen und umgewendet, so daß er keinen Halt mehr zu bieten vermag. Selbst das Kleinod der deutschen Sprache, in Jahrhunderten langsam gewachsen als Zeugnis artgemäßer Entwicklung und zu höchster Verkündigung ausersehen, wird durch Verleugnung seiner Gesetze und Sinnentfremdung seiner Begriffe allmählich der Zweckbestimmung beraubt, an geistige Werte heranzuführen. Immer erfolgreicher ist man bemüht, den Hobel der Kleinschreibung anzusetzen und damit die Gestaltungskraft dieser Sprache, die sich schon in ihrem Erscheinungsbild ausprägt, bloßer Bequemlichkeit aufzuopfern. Das Erheben der Mundart zur Unterrichtssprache, das Gestatten einer nur klanglich entsprechenden Schreibweise, müssen zwangsläufig dazu führen, das Bemühen nach Edlerem, Reinem, als überflüssig erscheinen zu lassen. Mit dem Versinken in die Gewöhnlichkeit einer nur dem Nötigsten dienenden Sprache aber schwindet zugleich das Verständnis für ihre geistig fördernde Wirkung. Kostbarstes Gut der Vergangenheit entfernt sich dadurch immer mehr dem Begreifen.
Dieser Prozeß der Wertzerstörung läßt selbst die Liebe nicht unberührt. Denn was sich als sexuelle Aufklärung ausgibt, zielt letztlich auf die Vertreibung des Menschen auch aus jener letzten Zufluchtsstätte, in welche er durch zartes Erleben der Öde dieser verstandlichen Welt für kurze Zeit noch entfliehen konnte. Denn reine Liebe allein ist imstande, die sich stets erneuernden Wunder zu finden, die hinter den faßlichen Formen beginnen. In dem kalten Scheinwerferlicht, das ihr Zauberreich nun ernüchternd umstellt, verweigert sie ihre Führerschaft und zieht sich scheu in sich selbst zurück.
Was hat der Mensch nun damit gewonnen? Die bloßen Kenntnisse des Funktionellen durch Entschleierung der Organgeschehen. Nun weiß er zwar – wie das Kind, das sein Spielzeug zerlegt – wie alles organisch abläuft, doch so zum Maschinellen erniedrigt, ist kein Geheimnis mehr geblieben, und das Spielzeug wird nie wieder so, wie es war. Die überdeutlichen Äußerlichkeiten zerstören in ihrer Direktheit und Fülle den letzten Rest des Erwartungsvollen. Was bleibt, ist nur noch der Überdruß. Vom reinigenden Strom des geistigen Wunsches nach der Partnerverbindung nicht mehr durchflossen, wird Sexualität zum schmutzigen Tümpel. Die Jugend aber, mit Körperfunktionen sachlich vertraut, noch ehe sie ihrer bewußt werden konnte, kann nie mehr die reine Sehnsucht empfinden, die gerade hier das Natürliche durch ahnende Ungewißheit verklärt.
So stehen heute die meisten der Menschen in sich leer, ohne stützende Hilfe, in einer ihnen ständig feindlicher werdenden Welt. Zwar wird geredet, getagt und beschlossen – dann aber geschieht das Gegenteil dessen, was sinnvollerweise geboten wäre. Denn der Mensch will die Gesetze der Schöpfung, die gebieterisch ihre Beachtung fordern, überall dort nicht zur Kenntnis nehmen, wo er anderes glaubt erzwingen zu können. So geht es ihm wie dem Zauberlehrling: Die Geister, die er gerufen hat, vermag er aus eigenem Können nicht mehr zu bannen, weil er der Sprache des Meisters nicht kundig und sie zu lernen auch nicht gewillt ist. Mit jedem Versuch, den Gefahren zu begegnen, löst er nur neue, weitere aus. Eingekreist von den Reitern der Apokalypse, deren Pferde er ringsum schon schnauben hört, überkommt ihn das Gefühl seiner Ohnmacht. Er möchte fliehen – aber wohin?
Der Alkohol- und der Rauschgiftgenuß spiegeln für Stunden nur Scheinwelten vor, die die wiederkehrende Wirklichkeit nur um so schlimmer erleben lassen. Selbst jene, die in den Glauben flüchten, müssen fürchten, ins Leere zu greifen. Denn wo wandelbare Beschlüsse bestimmen, was als Wahrheit zu gelten hat, kann Führung und Halt nicht erwartet werden. Während man starr an dem Alten festhält – wie bei Zölibat und Empfängnisverhütung – und dem Willen des Schöpfers Gewalt antut, soll die verstörte Anhängerschar durch Demokratie und modernes Gehaben besänftigt und wiedergewonnen werden. So läßt sich die Kirche, statt Führung zu geben, selbst auf den Wogen des Zeitgeistes treiben. Wer aber wirkliche Gläubigkeit hat, weiß: Gottes Wille ist unverrückbar.
Er ändert sich nicht, um uns zu gefallen. Das Ewig-Gültige gilt es zu finden, das eine Kirche nicht bieten kann, die Sinnwidriges zu glauben verlangt.
So wird die unerfüllte Suche nach Wahrheit zum nährenden Boden für Okkultismus, der vorgibt, eine andere Dimension hinter dieser entstellten Welt zu eröffnen. Doch auch hier sind Stolperdrähte gespannt und unsichtbare Minen gelegt, um den Flüchtigen nicht so leicht in die Klarheit entkommen zu lassen. Pseudowissende Scharlatane blasen banale Entdeckungen zu unangebrachter Wichtigkeit auf und lösen dadurch verständnislos unbekannte Gefahren aus. Schon aber lauert der Erdverstand, sich all dies als weitere Möglichkeit zur Versklavung des Menschen nutzbar zu machen. So führt der vermeintliche Weg in die Freiheit zuletzt in noch schlimmere Abhängigkeit.
Ist also jeder Ausweg verstellt? Von allen Fronten der Wissenschaft, ob Ökonomie oder Ökologie, ob Soziologie oder Psychologie, ob Technik, Medizin oder Forschung ertönt der Katastrophenalarm. Überall stoßen wir schon an die Grenzen. Durch die wechselseitige Abhängigkeit aller unserer Lebensbelange droht die Erschütterung dieses Anpralles, unsere Welt in Trümmer zu legen. Ihr Zusammenbruch in Vergiftung, Gewalt, Not und Chaos zeichnet sich immer deutlicher ab. Selbst jene, die die Augen davor verschließen, empfinden eine mahnende Bangigkeit.
Und dennoch spricht man zum Jahreswechsel immer wieder vom Glück, wünscht es dem Nächsten, formelhaft, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, daß alles, was man für Glück zu halten geneigt ist, seine Fragwürdigkeit immer klarer enthüllt.
Wir sollten doch wohl nachzudenken lernen über den Sinn dieses Wortes: Glück. Denn das Streben darnach ist ein Urtrieb des Menschen. Es ist seinem Wesen tief eingewurzelt und bestimmend für sein gesamtes Verhalten. Soll dieses starke Naturgesetz von uns wirklich so Törichtes wollen, wie unser ganzes Leben hindurch rastlos nach einem Glücke zu streben, von dem wir selber erkennend sagen, daß es wie Glas zerbrechlich ist; ein Glück, von dem schon das Volkslied meint, daß es scheu wie ein Vogel sei, schwer zu fangen, doch leicht entflogen? Lehrt aber andererseits nicht die Erfahrung, daß auch eine Reihe von schönen Tagen wie nichts so schwer zu ertragen sind? Wir fürchten also die Dauer dessen, was zunächst uns als Glück erscheint, ebenso wie seine Flüchtigkeit. Dieser innere Widerspruch sollte uns doch wohl zu denken geben. Soll denn das Ziel all unseres Strebens nur der Genuß des Augenblicks sein, der seinerseits schon nie ungetrübt ist, weil ihn die Sorge, er könnte vergehen, ebenso wie die Gewöhnung aushöhlt?
Was man so zu erhaschen sucht, das Glückserlebnis, ist nur ein Irrlicht. Aufflackernd einmal hier, einmal dort, kann es den Weg nicht wirklich erhellen. Es fehlt ihm die Wärme beständigen Leuchtens. Was immer wir Lust-verlangend berühren, entlädt sich wie statische Elektrizität, zwar sprühend und knisternd mit einem Funken, doch es verliert sogleich seine Spannung, wenn wir nicht selbst für den Stromzufluß sorgen. So werden auch die Freuden der Welt nur durch uns selbst lebendig gemacht, indem sie die Freude, die wir in uns tragen, auf ihre Art widerspiegeln und stärken. Wir müssen also, so seltsam dies klingt, schon glücklich sein, um aus der Umwelt ein Glück zu empfangen, das sich nicht in Kürze als Trugbild erweist.
Woher aber soll dieses Glücksgefühl kommen, das uns schon vorweg erfüllen muß? Aus welcher Quelle wird es gespeist, wenn ringsum doch alles zu wanken beginnt und uns nicht nur die stofflichen Güter, sondern auch die inneren Werte unter der Hand zu entschwinden drohen?
Gerade aber dieser Prozeß, der rundum alles in Frage stellt, woran wir glaubten uns halten zu können, ist geeignet, uns hilfreich den Weg zu öffnen zur Erkenntnis des wahren Glückes. Der Mensch wird gezwungen umzudenken, um durch den Zusammenbruch alles dessen, dem er sich irrend ergeben hat, endlich das Ziel seines Drängens zu sehen. Denn das Glücksverlangen, das in uns lebt, ist die unstillbare Sehnsucht des Geistes nach reifendem Aufstieg in seine Heimat. Die Empfindung sagt ihm untrüglich, daß dort für ihn die Erfüllung ist. Dieses natürliche Aufwärtsstreben hat der Mensch ins Irdische abgebogen, indem er immer mehr dem Verstand – einem Werkzeug nur für das Erdensein – in allen Belangen den Vorrang gewährte. Nun sucht er ruhelos in falscher Richtung nach dem verlorenen Glücksbegriff.
Daß das Glücksstreben richtig ist, sagt die Gralsbotschaft mit den Worten:
»Ihr Erdenmenschen seid in dieser Schöpfung, um Glückseligkeit zu finden!« (GB »Die Sprache des Herrn«)
Doch das Finden bezeichnet ein Ziel, das am Ende der Schöpfungswanderung liegt. Wer finden will, der muß zuerst suchen. Die Suche, die wir entfalten müssen, um dem Glücke näher zu kommen, aber ist einzig die Suche nach Gott. Ihn gilt es, in seinem stetigen Wirken, zunächst in der Erdenwelt zu erkennen. Sie ist nun einmal die erste Stufe, von der aus der geistige Aufstieg beginnt. Hier treffen Lichtes und Dunkles zusammen und üben ihre Einflüsse aus. Durch die Wachsamkeit der Empfindung sollen wir sie unterscheiden lernen. Diese aus den Fugen geratene Welt, deren Umklammerung ständig erdrückender wird, läßt viele Menschen zweifeln an Gott, der solches doch nicht zulassen dürfte. In Wahrheit aber schaudern die Menschen dabei vor dem eigenen Spiegelbild. Denn sie, im Besitze des freien Willens, haben die Welt so zuschanden gemacht. Die Früchte, die sie nun ernten müssen, reifen ihnen nach Gottes Gesetz. Diese Erkenntnis öffnet den Ausweg aus der selbstbewirkten Verstrickung, das Tor zur geistigen Freiheit, zum Glück. Und dieses Glück wächst mit jedem Male, da wir in einem Geschehensablauf, im Dasein alles dessen, was ist, in den wechselseitigen Abhängigkeiten, kurz überall das Gesetz erkennen, das unsichtbar waltend dahinter steht. Denn dieses Gesetz ist die Sprache Gottes, durch die er seinen Willen uns kundgibt; es ist der einzig mögliche Weg, dem Herrn aller Welten näherzukommen, ihn immer besser verstehen zu lernen.
Dergleichen freilich läuft leicht Gefahr, für leeres Gerede gehalten zu werden. Wie sollte der Mensch denn Gott erkennen? Nun, wem die Wunder der Schöpfung noch nicht genügen, von denen er nicht nur allseits umgeben, sondern selbst ein Teil ist, dem seien hier aus dem Alltag des Lebens einige Beispiele angeführt, die freilich nur einen möglichen Weg der Gotterkenntnis aufzeigen sollen:
Nehmen wir an, Sie wollen telefonieren. Mit dem Abheben des Hörers steht Ihr Apparat unter Strom. Sie können jetzt die im Leitungsnetz vorhandene Kraft für Ihre Zwecke sich nutzbar machen. Was nun geschieht, ist ein Abbild dessen, was Sie – freilich in verfeinerter Art – beständig durch Ihr Wünschen und Wollen im Leitungsnetze der Schöpfung bewirken. Sie bringen durch die Wählscheibe des Telefons ja in Ziffern nur Ihren Wunsch zum Ausdruck nach einer ganz bestimmten Verbindung aus der Vielzahl der Möglichkeiten. Schon durch das Wählen der ersten Ziffer werden Sie mit einer Zentrale verbunden, die alle jene zusammenschließt, deren Rufnummer mit der gleichen Ziffer beginnt. Innerhalb dieses Zentralenbereiches grenzen Sie dann durch das Weiterwählen Ihr Wollen immer deutlicher ein, so daß Sie zuletzt die Verbindung erhalten, die genau Ihrem Wunsche entspricht. Wenn Sie den abbildhaft-technischen Vorgang als Schöpfungsgesetz zu verstehen bereit sind, so sind Sie damit auch der Gotterkenntnis ein kleines Stückchen näher gekommen.
Oder: Sie schalten das Radio ein – und können dadurch als erstes schon das Wesen der Medialität erfassen. Mit einem Male stehen Sie ja durch einen hierfür geeigneten Mittler in Verbindung mit einer vorhandenen Welt, die bisher für Sie nicht wahrnehmbar war. Nun stimmen Sie durch die Wahl des Programms Ihr Gerät auf die Wellenlänge ab, die der des betreffenden Senders entspricht. Sie befolgen damit das Gesetz der Gleichart, das es außerhalb der dichten Grobstofflichkeit nur Gleichartigem gestattet, sich zu verbinden. Die zahllosen anderen Senderfrequenzen, die ebenso wie die von Ihnen gehörte im Raume ja gegenwärtig sind, gehen an Ihrem Empfänger vorbei, weil sie darin keine Gleichart finden. Sie selbst aber können dabei erkennen, daß, ob Gutes, ob Übles, Sie immer nur das zu treffen vermag, was in Ihrer Eigenart wurzelt und darin seine Entsprechung findet, weil Sie selbst darauf »abgestimmt« sind.
Und sollte Ihr Interesse vielleicht auch dem Aufbau des Apparates gelten, so wissen Sie, daß zunächst die Antenne die unsichtbaren Schwingungen aufnimmt. Sie selbst haben nun im Sonnengeflecht – wenn auch für einen anderen »Wellenbereich« – ein Instrument zu ähnlichem Zweck. So wie nun im Rundfunkempfänger die Röhren (oder die Transistoren) zunächst die Schwingungen der Antenne in elektrische Impulse verwandeln und diese dann, durch den Lautsprecherteil weiter verdichtet, hörbar werden, übersetzen in Ihnen Kleinhirn und Großhirn die Schwingungen des Sonnengeflechtes in unsere irdische Wirklichkeit. Je nach der inneren Einstellung sind Sie dadurch als Empfänger und Sender mit den entsprechenden Schwingungsarten bis in die kosmischen Weiten verbunden.
Nun spielt sich der Funkverkehr, wie Sie wissen, in verschiedenen Wellenbereichen ab. Auf höherer Ebene ist dies nicht anders mit Ihren Gedanken und Ihrer Empfindung. Die ersteren entsprächen dort gleichsam den irdischen Lang- und Mittelwellen, die letzteren den Kurz- und Ultrakurzwellen. Was Sie in diesen Frequenzbereichen als Sender in den Raum hinausschicken, wird ähnlich wie beim Rundfunkempfang von allen denen empfangen werden, die sich dafür durch die Einstellung öffnen. So sind Sie mit Personen und Taten verbunden, die Ihnen selbst gänzlich unbekannt sind, nur weil Sie durch Ihre gedankliche Sendung fernewo Wirkungen ausgelöst haben. Auch in der Sendestation weiß man ja nicht, wer das Programm gerade empfängt. So können Sie durch das Rundfunksystem Ihre Einbindung in das Weltall verstehen und das Gerät, das Sie täglich bedienen, wird Sie an die Verantwortung mahnen, die Sie auch für die Gesamtheit tragen.
Oder: Angenommen, Sie hätten an Ihrem Waschbecken zunächst das Kaltwasser aufgedreht. Nach einiger Zeit möchten Sie Warmwasser haben. Sie schließen den einen Hahn und öffnen den anderen. Dennoch wird weiterhin Kaltwasser fließen, so weit dieses noch in der Leitung ist. Ein einfacher, selbstverständlicher Vorgang. Und doch, ein Beispiel der Wechselwirkung und zum Verständnis des Karmabegriffes. Denn auch die Änderung Ihres Wollens konnte die durch Sie selbst bewirkten Gegebenheiten nicht von einem Moment zum andern verändern. Es kommen die Folgen des ersten Entschlusses, soweit sie sich noch nicht ausgewirkt haben, in jedem Falle auf Sie zurück. Haben Sie freilich von diesem Entschluß sich auch schon insoweit abgewendet, daß Sie die Hände aus dem Waschbecken nahmen, so wird das noch fließende kalte Wasser Sie nur beim Erproben der Temperatur oder vielleicht gar nur dadurch treffen, daß Sie ein wenig warten müssen. Die Erkenntnis, die Ihnen damit geschenkt wird: Die völlige Abkehr vom ersten Entschluß läßt Sie das »Karma« nur noch »symbolisch« erleben.
Oder: Sie müssen zum Zahnarzt gehen. Sein moderner Turbinenbohrer macht 500.000 Umdrehungen in der Minute – und plötzlich spüren Sie den gefürchteten Bohrschmerz nicht mehr; denn die Schnelligkeit dieser Bewegung liegt jenseits der Reizschwelle Ihrer Nerven. Doch freuen Sie sich nicht nur der Schmerzlosigkeit, sondern auch über die Einheit von Diesseits und Jenseits, die Sie im Beispiel erleben dürfen. Denn nur Ihre Sinne haben die Grenze gezogen zwischen den beiden Schwingungsbereichen, und Sie selber können es sehen, daß auch, was jenseits der Grenze liegt, wirklich ist und Wirkungen zeitigt.
Oder: Sie stehen an einer Straßenkreuzung und wollen die Fahrbahn überqueren. Die Signalampel aber, die auch zu Ihrem Schutz angebracht ist, gibt dem Verkehr grünes Licht. Überlegen Sie während der Wartezeit: Würden Sie dennoch hinübergehen und ein Auto stieße Sie nieder, so sind die Verletzungen, die Sie erleiden, völlig unabhängig davon, ob Sie die Ampel gar nicht bemerkt oder, meinend, es werde schon nichts geschehen, etwa bewußt mißachtet haben. Sie werden die Unachtsamkeit bedauern, ebenso wie Ihren Eigensinn. Damit besitzen Sie einen Schlüssel für Ihr Verhältnis zum Schöpfungsgesetz: Da es auch Ihrem Gedeihen nützt, verlangt es immer beachtet zu werden, wenn Sie schlimme Folgen vermeiden wollen. Sie werden dann auch besser verstehen, weshalb der Gralsbotschaft die Mahnung vorausgeht:
»Wer sich nicht müht, das Wort des Herrn auch richtig zu erfassen, macht sich schuldig!«
Oder: Auf dem Herd steht ein Topf mit Wasser, das Sie zum Sieden bringen wollen. Es wird Ihnen hier im verkleinerten Bild wundervollste Belehrung geschenkt! Sie führen dem Wasser in Form von Wärme mehr Energie, also Schöpfungskraft, zu. Diese Kraft erhöht die Lebendigkeit, die innere atomare Bewegung. Zunächst freilich merkt man davon noch nichts, der erste Abschnitt ist Vorbereitung. Doch dann beginnen Bläschen zu steigen – Zeichen der werdenden Leichtigkeit –, schließlich erfaßt die Oberfläche ein Wallen und dann, wie vom Sturmwind erfaßt, durchzieht ein Brausen das ganze Gefäß, und von den Fesseln der Schwere befreit, steigt plötzlich raumgewinnend sich weitend, Wasser zu Dampf verwandelt empor. Der Gewinn einer höheren Daseinsstufe hat sich vor Ihren Augen vollzogen! Das allseits gültige Gottgesetz, das solcher Wandlung zugrunde liegt, läßt Sie darin den eigenen Weg zum geistigen Leichterwerden erschauen. Im Abbild wird es hier einsehbar, weshalb die Gralsbotschaft Ihnen rät – da Sie Ihrer Art nach ja geistig sind –, in Ihrem Geiste lebendig zu werden und weshalb Sie, so wie bei dem Wasser, das Grad um Grad sich erwärmen mußte, nichts auf dem Weg überspringen können.
Diese Beispiele sollen zeigen, daß wir auch in den Alltäglichkeiten ständig den Schöpfungsgesetzen begegnen. Es gilt, unsere geistigen Augen zu öffnen, um in den Erscheinungen dieser Welt den Gotteswillen wirken zu sehen, dem auch der Mensch als ein Geistgeschöpf in seiner Art unterworfen ist. Die Anrufe der Sprache des Herrn umdrängen uns ständig von allen Seiten, bereit, uns Unterweisung zu geben. Dauernd werden wir dadurch beschenkt mit jenen unverlierbaren Werten, deren jeder ein Markstein ist auf dem Wege zum Gotterkennen. Auf diesem Weg reiht sich Freude an Freude, weil wir, die Dinge von innen betrachtend, immer wieder nur IHM begegnen und jedes Geschehen und jedes Geschöpf durch die Lebendigkeit auf uns wirkt, mit welcher es an der Gotteskraft teilhat. So, selbst diese Kraft empfindend, sind wir der ganzen Schöpfung verbunden und – fern jener Unzulänglichkeiten, die menschliches Irren hervorgebracht hat – Teil ihrer ewigen Harmonie. Freude empfangend und Dank wiedergebend spannt sich der Strahl zwischen oben und unten, Freude verbreitend und Glück dafür erntend, wirkt dann der Mensch in die Umwelt hinaus, schwingend im Kreuz, als ein winziges Abbild des Zeichens lebendiger Wahrheit aus Gott.
In diesem Sinne sei es verstanden, einander zum Neujahr »Viel Glück!« zu wünschen. Jene, die dieses Glück gefunden, können dann jubelnd die Worte sprechen, die Abd-ru-shin uns für ein Gebet geschenkt hat:
»Wir stehen im Licht, in Deiner Schöpfung und wissen von Dir, o Schöpfer des Alls …«
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ISBN | 978-3-87860-848-6 |
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Autor | Richard Steinpach |
Dimensiones | 14 x 21 cm |
Formato | Softcover |
Número de página | 712 |
Idioma | Deutsch |
Tiempo de entrega | DE: 1-3 días laborables, otros países: 5-30 días laborables |